Zwei Drittel von 2006

Es scheint, als ob wir uns selbst übertroffen hätten, da wir es bereits vor 2008 geschafft haben, ein News-Update auf die Homepage zu stellen. Das meiste ist den meisten ohnehin schon bekannt. Aber hier im Groben eine Übersicht über die Ereignisse des letzten halben Jahres, über die im Folgenden berichtet werden wird:

  • Big Day Out

  • Chinese New Year

  • "I believe all love is equal" (Mardi Gras 2006)

  • OpenBC

  • Rein ins Arbeitsleben

  • Peter & Lisa

  • Big Waves



Big Day Out wishes Happy Australia Day!

Am 26.1. war Australia Day. An und für sich nichts Besonderes. Vergleichbar mit unserem Nationalfeiertag. Der Tag, an dem im Jahre 1788 Captain Arthur Phillip formal die Kolonie von New South Wales in Besitz nahm.
Aber irgendwas war heuer anders.
Möglicherweise bedingt durch die rassistischen Krawalle im Dezember in Cronulla, brach heuer alles in besonders übertriebenes patriotisches Reden- und Fahnenschwingen in offenbar noch nie zuvor dagewesenen Ausmaß aus. "Happy Australia Day" war der Spruch des Tages, den die meisten sogar noch in komplett besoffenen Zustand rausgebracht haben. Und sich nicht zu betrinken, wäre downright un-australian gewesen!

Traditionell haben sich an diesem Tag etwa 55.000 junge und jüngere zum Big Day Out im Olympic Park eingefunden, um einem mittelmäßen Line-Up in praller Sonne zu lauschen. Zwei der wenigen Höhepunkte waren die wie immer bezaubernde Sarah Blasko und die vermutlich nur wenigen eingefleischten Metallern und Blink-Besuchern bekannten Tourrettes (ja, die Person mit dem Mikro in der Hand und der Stimme wie die des Sepultura Sängers ist tatsächlich eine Frau, wie uns der Typ neben uns nach langer Diskussion zugestanden hat, "well, she has boobs").

Für uns gingen dem ganzen einge Tage fieberhafter Planung und Vorbereitung voraus. Da wir keine Sekunde davon verpassen wollten, hieß das natürlich, etwa 7-8 Stunden unter blauem Himmel in strahlendem Sonnenschein zu verbringen.
Für Sonnenbrandphobiker also eine Vorstellung, die schon Wochen davor für schlaflose Nächte sorgt.
Außerdem wollten wir uns mit so wenig Gepäck wie möglich belasten und mußten dennoch Sonnenschutzausrüstung, Wasser, Kamera und etwas für den kühleren Abend mitnehmen.
Zudem mußte die richtige Kleidung und passendes Schuhwerk gefunden werden. Wobei zugegebener Maßen dies nur für ein M einen mehrtägigen Ent-, Ausscheidungs- und Einkaufsprozeß ausgelöst hat. Im Gegensatz zu den etwa fünf Minuten, die das andere M dafür gebraucht hat. Aber es dauert nun halt mal, bis man die richtige Fliegenbrille findet oder einen zusammenfaltbaren Hut oder ein Tuch zum Umlegen oder eine Hose mit vielen Taschen, die weder zu kurz noch zu lang ist.

Aber nachdem wir zu früh mit den Vorbereitungen fertig waren, der Rucksack schon Tage vorher gepackt im Vorzimmer stand und die Bekleidung gewaschen, gebügelt und gestärkt bereit lag, haben wir rein aus Langeweile, um doch noch ein wenig Hektik in die restlichen Tage zu bringen, Martinas Führerschein verloren. Ja, es ist tatsächlich möglich, so etwas kollektiv auszuführen.
Nachdem Martinas stündliche Ausflüge zum Postkasten, kleine Gaben an den Postgott und alle stummen (und weniger stummen) Flüch.. ähm Gebete umsonst waren, sind wir also noch einen Tag vorher zur RTA (Road and Traffics Authority) und haben ein Duplikat besorgt.
Diesmal vorbereitet darauf, daß vor Ort ein neues Foto gemacht werden würde, verfügt das Duplikat nun auch über ein schöneres Foto als das Original, wodurch der Tag gleich zweimal gerettet war.

Da sich jetzt sicher einige fragen werden, was denn zum Teufel der Führerschein mit dem Big Day Out zu tun hat, hier eine kurze Erläuterung.
Unter 18 ist das Leben hier praktisch sinnlos, weil man weder (über offizielle Kanäle) an Alkohol kommt, noch in viele Lokale eingelassen wird. Das wiederum bedingt, daß so ziemlich überall peinlich genaue Ausweiskontrollen stattfinden, selbst wenn man graue Haare und Runzeln im Gesicht hat. Und das wiederum bedingt, daß man überall hin einen Ausweis mitnehmen muß.
Hier ist das im Allgemeinen der Führerschein. Mit unserem rosa Zettelchen belächeln sie einen höchstens. Den Paß überall hin mitnehmen, ist meistens unpraktisch (und in der Hosentasche verdrücken und verschwitzen will man ihn ja auch nicht). Und mit den extra in Wien besorgten hochmodernen Personalausweisen im Scheckkartenformat können sie hier auch nicht viel anfangen.
Und da man nach einer gewissen Zeit hier im Land ohnehin einen australischen Führerschein braucht, haben wir uns also kurzerhand solche bereits letzten September besorgt. Für uns Auslandsführerscheinbesitzer ein Prozedere von etwa 10 Minuten. Sehtest und für-Foto-posieren inbegriffen.

Um also den Big Day Out so richtig australisch begehen zu können, muß also erst ein gültiger Ausweis (aka Führerschein) vorgewiesen werden, damit man eines der begehrten Alkohol-Armbänder umgebunden bekommt. Daher mußte also unter allen Umständen ein Führerschein her. Denn wer will schon am Australia Day als un-australian auffallen?

Passend zum Thema hier die Bierdosen vom BDO '06:

Natürlich war dann ein paar Tage später Martinas alter Ausweis in der Post. Aber für das schönere Foto hat M doch gerne 19 AUD gezahlt!



Chinese New Year - Year of the Dog

Eigentlich gibts darüber nichts Besonderes zu berichten. Aber für so Leute wie wir, die aus einer Stadt ohne offizielles Chinatown kommen, war das natürlich schon ein Spektakel, das wir uns gegeben haben.
Genauer gesagt ist das ganze mehr ein Festival, das sich über mehr als eine Woche erstreckt und diverse kulturelle Events, Märkte und ein Dragon Boat Race beinhalten. Höhepunkt des Ganzen ist die Parade mit anschließendem Knallkörper abfackeln, die wir eifrig digital dokumentiert haben, die aber als Bildergalerie verpackt so fad ist, daß wir sie euch ersparen.



"I believe all love is equal" (Mardi Gras 2006)

Heuer bereits zum zweiten Mal untraditioneller Weise ohne Regen bei strahlendem Sonnenschein.
Fair Day hat uns einen Live-Auftritt von Sophie B. Hawkings beschert.

Und alle die, die bislang nicht gewußt hatten, worum es in "Brokeback Mountain" geht, wußten es spätestens nach der Parade.

Und die Party war eben DIE Party. Nachdem wir erst gegen 2 Uhr nachts dort ankamen und dank unserer tollen VIP-Pässe erst einmal halb um die Anlage herumlatschen mußten, um den richtigen Hintereingang zu finden, haben wir uns dann dort mit völlig überteuerten Wasser angetrunken, von Techno-Musik berieseln lassen und enttäuscht festgestellt, daß nicht annähernd soviele nackte Ärsche zu sehen waren wie letztes Jahr.



OpenBC

"Eine Networking-Plattform, die ihren Mitgliedern innovative Networking- und Kommunikationstechnologien für ein professionelles und sicheres Kontaktmanagement im Internet bietet."

Soviel zur trockenen Theorie.

Die Praxis sieht wie immer anders aus: "Mein Rang in meinem Land nach Anzahl Kontakten" zeigt wieder mal, daß man mit auch noch so guten Vorsätzen keine Mitglieder gewinnt, ohne den kompetitiven Nerv im Menschen zu reizen. Schon gar nicht, wenn man für einen Premium-Account 6 Euro im Moment zahlen muß.
Nachdem OpenBC aber ohnehin schon vielen bekannt ist, brauchen wir es nicht weiter erklären.

Für uns hat sich OpenBC jedoch recht gut bewährt. Nach anfänglicher Scheu ist Markus der Einladung eines Ex-Arbeitskollegen gefolgt und wurde ca. 2h später von dem Leiter der Sydney-based Australian OpenBC Group eingeladen, der Gruppe beizutreten. Kurze Zeit darauf folgte dem Beitritt eine Einladung zum "Barbie" und ein Beitritt von Martina zu OpenBC und der Australian Group.
Am 15.2.06 sind wir schließlich zu unserem ersten Meeting gegangen, daß - der Herkunftsmehrheit der Teilnehmer folgend - in einem deutschen Bierlokal stattfand (bzw. regelmäßig einmal im Monat dort stattfindet).
Man spricht deutsch. Und für Freunde der bayrischen Biertrink-, Gröhl- und Schunkelkultur ein Fleckchen Heimat - traditionelle Live-Musik inklusive. (Wer's nicht glauben mag, werfe einen kurzen Blick hierauf.)

Aber immerhin haben wir über die Treffen dort ein paar Leute kennengelernt. Meet the gang:

von links nach rechts: Mingya, Ningsi, Nana, Andrew, MnM, Astrid, Kerstin, Rafaela, Harry

Und nicht zuletzt verdankt Martina ihren Job der Tatsache, daß wir zu diesem ersten Treffen gegangen sind und mit einem Inder ins Gespräch gekommen sind, der gerade auf der Suche nach Java-Programmierern war.



Rein ins Arbeitsleben

Genau einen Monat nach dem 1. OpenBC Abend am 15.3.2006 ist Martina zu ihrem ersten Arbeitstag bei Optus aufgebrochen und um 8:20 in Kings Cross in den Zug ein- und um 8:58 in North Sydney aus dem Zug ausgestiegen. Gott sei Dank fiel dieser Tag genau mit dem wöchentlichen Zugausfall zusammen, weshalb sie an dem ersten Tag bereits zu spät war.
Nicht, daß das hier irgendwen interessiert hätte.
Etwas über fünf Monate später interessiert es immer noch keinen, wann sie morgens kommt. Einzig, wann sie geht. Da die meisten üblicherweise weit nach 9 Uhr morgens kommen und gemütlich eine Stunde Mittagspause machen, sind die meisten auch bis 19 Uhr im Büro.

Martinas anfängliche Versuche, ihren gewohnten 8:00-16:30 Rhythmus beizubehalten, wurden schon nach wenigen Tagen im Keim erstickt und führten zu heftigen Widerwillen ihrerseits gegen den Haufen Idioten dort.
Ein Zustand, der sich nur wenig geändert hat und höchstens in seiner Intensität schwankt. Als Ex-Klein- und Mittelbetriebsangestellte in eine Großmaschinerie wie Optus geworfen zu werden, wäre ja an sich schon schlimm genug. Nicht mehr selbst Herr über seine Testumgebungsdeployments zu sein und bis zu zwei Wochen auf eine Installation dort warten zu müssen, läßt einen dann ein breites Gefühlsspektrum durchlaufen - keines davon positiv.
Zusätzlich ist Arbeitswille dort nicht unbedingt gefragt, und Projekte sind so großzügig beschätzt, daß Martina mehr fürs Nichtstun bezahlt wird und ihr Produktivitätskoeffizient irgendwo bei 33% liegt.
Wir sind zwar vor der australischen Arbeitsmoral gewarnt worden, aber das hat nun doch unsere kühnsten Erwartungen übertroffen.
Aber immerhin ist sie binnen weniger Wochen vom kompletten Handy-Analphabeten zum Routinier aufgestiegen und braucht nun statt 15 nur noch 5 Minuten, um bei einem neuen Handy herauszufinden, wie man es aufbekommt und wie man die SIM-Karte einlegt.

Vor zwei Wochen nun hat Markus schließlich auch klein beigegeben und seine Kochschürze gegen einen Mac eingetauscht, der ihn bereits nach wenigen Tagen den letzten Nerv gezogen hat. Und auch sonst ist er wenig glücklich über seinen Job. Aber nachdem es hierzulande noch leichter ist zu kündigen als bei uns, muß er nicht für ewig dort arbeiten.



Peter & Lisa

Ein bärtiger Peter und eine verspätete Lisa haben sich bei uns am 22.3.2006 nach dreimonatiger Abstinenz wiedergesehen.

Nach 4 Tagen Martina mit schlechter Laune, einem 2-tägigen Trip in die Blue Mountains, zwei Wochen Fidji, einem Abstecher zu Keith und zwei weiteren Tagen in Sydney, ging es dann auch schon wieder nach Wien zurück.



Big Waves

Am 10. April 2006 wurde Sydney mit Rekordwellen bedacht. Und wie viele andere Sydneysider sind auch wir Richtung Strand, um uns das nicht nur auf News-Artikeln anzusehen. Die versprochenen 7m Wellen bekamen wir zwar in Bronte nicht zu sehen. Aber es war dennoch beindruckend im Vergleich zu sonst.